Fünf Tage vier Städte! Rotterdam?
Diese Stadt war nicht unbedingt die erste Wahl der Schülerinnen und Schüler und drängt sich zunächst nicht unmittelbar als Reiseziel für Historiker oder Künstler auf. Die Reaktionen am Ende der Reise zeigten aber, dass sich diese Fahrt, die nun bereits zum zweiten Mal stattfand, für alle gelohnt hat!
Viele neue Eindrücke sammelten die Teilnehmer der Kursfahrt nicht nur in Rotterdam. Auf unserer fünftägigen Kursfahrt besuchten wir zunächst das kleine, in der frühen Neuzeit – dem Goldenen Zeitalter - sehr wohlhabende Städtchen Delft und dort das Vermeer-Zentrum.
Am folgenden Tag fuhren wir in die politische Landeshauptstadt Den Haag, besuchten dort den Sitz der Regierung und des Königs im Binnenhof, der sich erstaunlich offen präsentierte, sowie Vermeers „Mädchen mit dem Perlenohrring“ im dortigen Mauritshuis, aber auch den Sitz des Internationalen Gerichtshofes, den Friedenspalast.
Von Den Haag leisteten wir uns bei schönem Wetter einen kurzen Abstecher an den mondänen Badestrand von Scheveningen.
Am dritten Tag erfuhren wir im Amsterdamer Stadtmuseum mehr über die Seefahrernation, vor allem wurde aber mit dem LK Geschichte die Frage geklärt, warum Amsterdam so groß und mächtig werden konnte, der Kunst LK begab sich mit angespitztem Bleistift ins Van Gogh Museum.
Die vielen Grachten der Stadt erforschten wir anschließend per Boot (UNESCO Weltkulturerbe seit 2010): Stadtviertel und Kanalsystem innerhalb der Singelgracht).
In Rotterdam, waren wir überwiegend zu Fuß oder mit der Straßenbahn unterwegs, um die vielen Facetten dieser Stadt mit dem größten Seehafen Europas besser kennen zu lernen, deren Stadtbild aber auch geprägt ist von der tragische Zerstörung zu Beginn des Zweiten Weltkrieges durch die deutsche Luftwaffe.
Unsere Unterkunft, die preisgekrönten Kubushäuser von Piet Blom, stellte zwar einige Anforderungen an unser Verständnis von angenehmem Wohnen, doch die freundlichen Mitarbeiter des Stayokay Hostels gaben ihr Bestes, damit wir uns alle wohl fühlen konnten.
Von unserer Unterkunft blickten wir über den alten Hafen auf das 43m hohe „Witte Huis“, welches für ein Vierteljahrhundert das höchste Bürogebäude Europas war, den Bombenangriff 1940 wie durch ein Wunder unbeschadet überstand und heute zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Besonders die moderne und spektakuläre Architektur prägt das Stadt- und Hafenbild Rotterdams, z. B. mit Gebäuden von Rem Kohlhaas, Norman Foster, Renzo Piano oder der Schrägseilbrücke Erasmusbrug, die die größte und schwerste Klappbrücke Westeuropas ist.
Auch wenn die niederländische Geschichte keineswegs auf dem Berliner Lehrplan steht, so konnten die Schülerinnen und Schüler doch in dieser Woche erkennen, welche kulturellen, kaufmännischen und ideengeschichtlichen Impulse von diesem kleinen Land in der Frühen Neuzeit ausgingen. Nicht zuletzt nach Berlin, im Gepäck des „Großen Kurfürsten“: Friedrich Wilhelm von Brandenburg brachte nach seinem Aufenthalt in Holland (1634-1638) eine Reihe von Neuerungen aus diesem kleinen Land mit nach Brandenburg.
Und auch wir brachten fast 400 Jahre später nach dieser Woche eine Menge neuer Eindrücke mit nach Berlin!
A. Gärtner, Sommer 2016